Über Uwe Hand
Fasziniert und inspiriert von der barocken niederländischen Malerei malte Uwe Hand in seinen frühen Jahren Stillleben in sehr eigenständiger Trompe l’oeuil Manier. Seine Bilder waren autobiografisch und mit gesellschaftspolitischen Anspielungen ausgestattet.
Schon in diesen Bildern bilden sich Motive, wie beispielsweise das Haus, die sein Schaffen durchziehen, heraus.
Als vorläufiger Schlusspunkt seiner naturalistischen Malerei steht ihm ab 1992 übermächtig ein bezeichnenderweise „Abdankung“ betiteltes Bild im Weg und stürzt ihn in eine Schaffenskrise. Für diese Darstellung eines trostlos im Schatten einer dramatisch beleuchteten Leiter sitzenden Teddybären fand Hand weder ein angemessenes Nachfolgewerk noch einen plausiblen künstlerischen Anknüpfungspunkt. Aus der daraus resultierenden jahrelangen Malpause kam er ab 1998 zu einer fast monochromen Abstraktion mit extrem ausdifferenzierter Oberflächenbehandlung. Diese großen Formate sind trotz ihrer Eruptivkraft Zeugen einer langen Entstehungszeit. Denn Uwe Hand malt in einem Jahr nie mehr als acht Bilder und zerstört lieber unbefriedigende Ergebnisse, als künstlerische Kompromisse einzugehen. So hat nicht nur die Hand des Künstlers, sondern auch die vergehende Zeit in jedem Bild unauslöschlich ihre Spuren hinterlassen. Die gestischen Strukturen der oft kiloschweren Leinwände bestehen aus unzähligen Farb- und Materiallagen, die mit allen möglichen Malmitteln und Instrumenten und unter höchstem körperlichen Einsatz gearbeitet sind. Auf der meist flach auf dem Boden liegenden Leinwand malt, gießt und spachtelt Hand vehement u. a. Öl-, Acryl-, Pigment- und Sandschichten zentimeterdick auf eine zunächst schwarze Grundierung. Teile davon kratzt er im Verlauf des Entstehungsprozesses wieder herunter und hinterlässt auf diese Weise tiefe schrundige Wunden in der Haut seiner Bilder, die am Schluss wieder soweit eingeebnet werden, das sie zwar als sichtbare Narben stehen bleiben, aber keine pastosen Oberflächen ausbilden. Hoch verdichtet provozieren die Arbeiten in ihrer Unmittelbarkeit eine Überwältigungsstruktur, die den Betrachter auf sich selbst zurückwirft und ihm kaum noch Möglichkeiten zur Distanzierung lässt. Auch wenn seine Gemälde von der Anmutung her den Material- und Strukturbildern Jean Dubuffets, Jean Faultiers oder Antoni Taipehs nahe standen, ist Hands Technik doch mit der der genannten Künstler nicht vergleichbar und durchaus einzigartig.
Ab dem Jahrtausendwechsel stehen seine Bilder dann den Altmeistern des Films und Fotos näher als der klassischen Malerei. Man sieht deutlich eine Verneigung vor Alfred Hitchcock, Andrej Tarkowsky, Jeff Wall und Gregory Crewson. Wichtigster Bezugspunkt ist bis heute allerdings David Lynch.
Dr. Jessica Ullrich
Kunsthistorikerin